"Der Tiger auf der Lauer", so lautet die Übersetzung von Süa Lag Hang, einem alten Kampfkunststil. In diesem Kampfkunststil sind Eigenarten und besondere Charakterzüge von Tieren Vorbild für die Bewegungen gewesen.
Alle Muskeln gespannt, geduldig wartend und ganz konzentriert auf die Gegenwart lauert der Tiger auf den richtigen Moment. Eigenschaften, die Meister der Kampfkünste schon vor langer Zeit bewundert haben und sie dann durch Beobachtung in ihre Kung Fu Formen aufnahmen. Aber nicht nur der Tiger, sondern auch andere Tiere haben dazu beitragen, den Formen ihren Charakter zu geben. Neben dem Erlernen der Kung Fu-Formen bilden die philosophischen Aspekte einen Teil der Ausbildung, um die Schüler anzuregen, über sich und andere nachzudenken.
Die Ausbildung beginnt in Stufe 1 mit der Tigerform und wird über einen Zeitraum von ca. 10 Jahren immer weiter ausgebaut. Um in der nächsthöheren Stufe trainieren zu können, muss man bei einer Prüfung zeigen, dass man das Gelernte auch erinnern und körperlich meistern kann.
Demonstration
1. Stufe: Der Tiger
Die Kraft des Tigers ist jedem bekannt. Es ist jederzeit bereit, anzugreifen, aber nur, um sich zu verteidigen. Er steht im Zeichen der Tapferkeit und des Überlebens. Seine Angriffslust kann er kontrollieren, denn er jagt nur Beute, wenn er hungrig ist. Wer den Tigerstil übt, kann seine eigenen Taten erkennen, formen und befreien.
In der Anfängerstufe beginnen die Schüler mit den Grundtechniken des Kung Fu und erlernen, nebst der Tigerform, auch eine Grundform des Kranichs um auch das Gleichgewicht zu schulen.
2. Stufe: Der Affe
Der Affe bewegt sich gerne, auch sein Geist ist sprunghaft. Locker und behende, ohne Anstrengung wird die Form des Affen erlernt. Sprünge und akrobatische Elemente zeichnen ebenfalls diese Form aus.
Wer die Affenform übt, wird seinen "Affengeist" beherrschen und beruhigen lernen..
Sie lernen in der 2. Stufe mit dem Bambusstock zunächst Grundübungen und anschließend eine lange Form. Der Stock gilt als die älteste Waffe im Kung Fu. Von Mönchen wurde er normalerweise als Wanderstock oder Tragehilfe benutzt und konnte dann sehr effektiv zur Verteidigung eingesetzt werden. Das Stocktraining ist die Grundbasis des Kämpfens mit der Waffe. Wichtig ist das Festigen der Handgelenke und die Koordination beim Drehen und Schlagen mit dem Stock. Erst wenn man den Stock gut beherrscht, sollte man auch andere Waffenformen lernen.
3. Stufe: Die Schlange
Zusammengerollt wartet die Schlange, bis es nötig ist zu reagieren. Sie ist wach und bereit, jederzeit blitzartig anzugreifen. Und sie verpasst nie den richtigen Augenblick! Die Biegsamkeit und Beweglichkeit Ihres Körpers, der Instinkt, mit dem sie Beute jagt, sind das Vorbild für die Schlangenform.
Der Säbel ist neben dem Schwert die häufigste Waffe im Kung Fu. Er ist schwerer und breiter als ein Schwert, sodass man im Kampf seine ganze Körperkraft einsetzen muss. Im Training werden allerdings leichte, mit flexibler Klinge versehene Waffen benutzt.
Für das Säbel-Training ist die Bewusstwerdung von Angriffshand und Abwehrstellung mit der anderen Hand besonders wichtig. Die freie Hand zeigt das Ziel, während die Hand, die das Schwert hält, für den richtigen Moment zum Angriff zurückgezogen bleibt.
4. Stufe: Der Kranich
Der Kranich bewegt sich ruhig und ausgeglichen. Seine Schönheit und Eleganz sind ein Merkmal dieses Stils, dessen Bewegungen auf Förderung des Gleichgewichts und dem Aufbau von Muskulatur abzielen. Die schwierigen Standtechniken lassen sich dann auch leicht meistern.
5. Stufe: Das Pferd
Das Pferd kann sich frei bewegen. Es läuft mit Ausdauer und voll Energie. Wer diese Form übt, kann die Kraft der Beine verbessern und durch die vielen Sprünge seine Kondition ausbauen.
Ein altes chinesisches Sprichwort sagt, dass der Kampf mit dem Säbel von der freien Hand und der Kampf mit dem Doppelsäbel von den Schritten abhängt. Auf den ersten Blick ist der Doppelsäbel in der Scheide nicht erkennbar. Erst beim Ziehen zeigt sich, dass es zwei Schwerter mit halbem Griff sind.
Das Training mit dem Doppelsäbel verbessert die Koordination von linker und rechter Hand. Hier ist es wichtig, dass die Verbindung von Geist und Körper gut hergestellt ist, denn ein Zögern oder ein Ablenken stören den Rhythmus der beiden Schwerter sofort.
Sie lernen in der 5. Stufe mit dem Bambusstock eine weitere Form, die kurze Stockform. Diese Form dient zur weiteren Entwicklung der Koordination und das Festigen der Handgelenke beim Drehen und Schlagen mit dem Stock.
6. Stufe: Die Gottesanbeterin
Die Gottesanbeterin ist ein kleines Lebewesen, so unscheinbar und doch so gefährlich für ihre Feinde.
Gut getarnt und voll innerer Ruhe wartet sie auf ihre Beute, um dann blitzschnell und mit ihrer einzigartigen Technik zuzuschlagen. Dieser Stil ist eine gute Übung für Ihre Arme und die Kraft aus der eigenen Mitte zu holen.
Der Speer ist eine wichtige Waffe im Kung Fu. Mit ihm kann man sich sehr gut gegen Angriffe schützen und den Gegner auf Distanz halten. Techniken mit dem Speer werden häufig schnell stechend nach vorne ausgeführt. Für das Training mit dem Speer ist die Fixierung auf einen Punkt wichtig, auf den man zielt. "Wackelt der Geist, so wackelt auch das Ziel und der Angriff geht ins Leere."
7. Stufe: Der Drache
Der Drache, ein mystisches Wesen und der Herrscher über drei Welten, ist in Luft, Wasser und Erde zu Hause. Er ist weitblickend und von ungeahnten Kräften, die er aber nur für gute Zwecke einsetzt. Beweglich und nach allen Seiten strebend kann seine Form verändern, ganz so wie er es will.
Der Drachenstil fördert also innere und äußere Kräfte zugleich; alles soll möglichst ohne Anstrengung bewältigt werden.
Die Hellebarde oder auch lange Lanze genannt, ist eine typische Waffe für die Schlacht. Ursprünglich wurde sie für den Kampf zu Pferd entwickelt, wo der berühmte General Kwan Yu es zu großer Berühmtheit brachte. Deswegen wird die Hellebarde auch oft Kwan Do, die Waffe des General Kwans, genannt.
Heute gerät sie in den Kung Fu Schulen immer mehr in Vergessenheit. Das mag vielleicht auch an der Schwere und Länge der Waffe liegen. Für das Training ist ein fester Stand und Zentriertheit auf die Mitte, sowie der Einsatz des ganzen Körpers notwendig, um die Hellebarde kunstvoll zu meistern.
Sie lernen zusätzlich die Form mit zwei Stöcken. Sie sind klassische Schlagwaffen für den Nahkampf. Ursprünglich stammen die Stöcke aus der Landwirtschaft, wo sie zum Dreschen des Reis verwendet wurden.
Hier ist der Schlagrhythmus wichtig und die Koordination von linker und rechter Hand.
8. Stufe: Der Adler
Der König der Luft schwebt über allem. Mit scharfem Blick erspäht er seine Beute und greift blitzschnell an. Zielsicher und voller Konzentration überwindet er die Höhe, um mit seinen Krallen die Beute zu schlagen. Wer die Adlerform übt, lernt sein Ziel nicht zu verlieren. Dieser Stil enthält deshalb Greiftechniken für die Beweglichkeit der Finger und Übungen für die Augen, die Sie in zwei Formen lernen werden.
Das Tai Chi Schwert ist zweischneidig und erhält dadurch eine besondere Stellung. Die Führung der Klinge erfordert hohe Konzentration und lange Übung. Wird es jedoch richtig gehalten, so liegt es fast schwerelos in der Hand und kann durch die doppelte Klinge für schnelle Richtungswechsel und Angriffe genutzt werden.
Das Training mit dem Tai Chi Schwert ist sehr komplex, denn die Bewegungen variieren zwischen langsam und schnell. Beim Angriff muss man sich auch auf drei Ebenen konzentrieren: Die beiden Klingen und die Spitze.
Die Sichel ist eine weitere Form dieser Stufe. Bis heute ist die Sichel ein Werkzeug in der Landwirtschaft, um Reis zu ernten. Im Süa Lag Hang Stil gibt es die kurze Form, in der sich viele Schnittbewegungen und Bewegungen zum Heranziehen des Gegners finden.
9. Stufe: Der Leopard
Der Leoparden ist ein Meister der inneren und äußeren Kräfte. Er ist behände im Klettern und zugleich schnell beim Laufen. Bei Gefahr rettet er sich durch einen Sprung auf den Baum. Das Üben der Form ist deshalb gut für den Aufbau der Muskulatur und die Stärkung der Sehnen.
Das Schmetterlingsmesser ist eine ideale Waffe zur Verteidigung, denn sie ist leicht zu transportieren und ist bis heute mit stumpfer Klinge. Charakteristisch für das Paar sind Bewegung, in denen der Schüler die eine Klinge der anderen kurz darauf folgt lässt. Durch die Kürze der Waffe kann man auch Rotationen nach innen ausführen und sich mit dem Haken sehr wirkungsvoll wehren.
Die dritte Waffe dieser Stufe ist der Dreistock. Er ist nicht leicht zu erlernen und bedarf großer Konzentration sowie hoher Geschicklichkeit. Typisch für den Dreistock ist seine vielfältige Anwendung. Man kann ihn als Peitsche benutzen oder auch als Schlagstöcke. In fast jeder Distanz gibt es Techniken, bei denen den Dreistöcke eingesetzt werden kann.
Für das Training mit dem Dreistock ist hohe Konzentration notwendig, denn macht man einen Fehler, so wird man schnell mit einer Beule "bestraft". Es dauert eine Zeit, bis man die Bewegungen der miteinander verbundenen Stöcke auf beiden Seiten gleichzeitig gut wahrnehmen kann.
10. Stufe: Das Abschlussjahr
In der Abschlußklasse - nach fast 10 Jahren - geht es um die Vervollkommnung seiner Techniken. Alles wird wiederholt, geübt und es erfolgt der letzte Schliff. Als letzte Waffen werden Tonfa und Seil-Form gelernt.
Nach erfolgreichem Abschluß erreicht man den Meistergrad.
Die Tonfas war ursprünglich ein Bauernwerkzeug, um den Reis zu mahlen. Als Waffe eingesetzt, konnte man mit diesen - nur Unterarm langen - Stöcken Schwertangriffe abblocken oder mit Handgelenksdrehungen sie als Schlagwaffe benutzen. Heute werden sie noch für Polizeieinsätze und beim Militär verwendet.
Das Training mit den Tonfas konzentriert sich auf die Armtechniken. Es dauert eine Zeit, bis man die Drehungen mit dem richtigen Schwung meistert.
Das Seil gehört zu den flexiblen Waffen. Die "eigentliche" Waffe war früher eine Metallspitze oder ein schwere Kugel, die am Seil befestigt war. Die Form dieser Waffe ist schwierig zu erlernen, da das Seil mit Schwung um Rumpf oder Arme gewickelt werden muss. Es erfordert viel Übung, bis man mit großer Genauigkeit und Schnelligkeit damit zuschlagen kann.
Im Training wird die Waffe am Ende des Seils mit einem Knoten nachgeahmt, um auch die Schwungkraft des Seils zu verbessern. Die Form erfordert viel Geduld und präzise Bewegungen, bis man das Seil gut beherrschen kann.
Der Meistergrad
Mit dem Meistergrad ist zwar die eigentliche Ausbildung abgeschlossen, jedoch können noch weitere Waffenformen erlernt werden, die allerdings nur den Meistern zugänglich sind.
Die Axt oder auch die Doppelaxt entwickelte sich aus einem einfachen Bauernwerkzeug. Kennzeichnend für diese Waffe ist das hohe Gewicht, mit der man äußerst kraftvolle Schläge vollführen kann.
Das Training mit der Axt erfordert viel Kraft, geistig wie körperlich, denn mit schwachen Armen läßt sich die Waffe nicht gut halten. Hat man einen schwachen Geist, so wird man schnell müde werden und die Schläge können nicht richtig ausgeführt werden.
Früher war das Kämpfen mit dem Schwert nur Adligen oder Gelehrten vorbehalten, die ihre Schwerter mit kunstvollen Schnitzereien, langen Quasten oder reich verzierten Scheiden geschmückt hatten. Es gibt sehr berühmte Schwerter, denen man besondere Kräfte zuschreibt und die in der Hand eines erfahrenen Kämpfers eine unschlagbare Waffe sein können.
Wichtig für das Training mit dem Schwert sind fließende Bewegungen, ein stabiles Handgelenk und genaues Zielen beim Schwert führen. Es wird auch besonderer Wert darauf gelegt, den Energiefluss der Hand auf das Schwert zu übertragen.
Waffen & Abhärtung
Im Kung Fu gibt es unzählige Waffen, die alle ihren speziellen Charakter und ihre eigene Form haben. Angefangen vom einfachen Stock bis zur Hellebarde gibt es im Süa Lag Hang Stil insgesamt 14 verschiedene Waffenformen, die in den 10 Stufen der Ausbildung gelehrt werden. Dazu kommen genauso viele Partnerformen, in dem die Geschicklichkeit im Umgang mit der Waffe gegen einen Gegner, der die selbe Waffe führt, erlernt wird.
In jedem neuen Lehrjahr werden Waffen eingeführt, die dem Lernniveau des Schülers entsprechen und seine Fertigkeiten sowohl unterstützen als auch verbessern.
Bambusstock – Säbel – Doppelsäbel – Speer Hellebarde – Zwei Stöcke – Tai Chi Schwert Sichel – Schmetterlingsmesser – Dreistock Tonfa – Seil – Klassisches Schwert – Doppelaxt
(ab 3. Stufe)
Die Abhärtung an der Holzpuppe ist ein wichtiger Bestandteil im klassischen Kung Fu. Das Üben am Holz verbessert die Koordination von Handschlägen und Tritten. Besonders gut eignet sich die Holzpuppe auch für das Einschätzen von Distanz und die richtige Positionierung eines Schlages. Die Abhärtung der Arme und Schienbeine sind auch wichtig, um im Kampf gut abblocken oder angreifen zu können, ohne selbst Schmerzen zu haben.
Um die Holzpuppe ranken sich viele Geschichten. Eine davon ist, dass es eine lange Halle im Shaolinkloster gegeben haben soll, in der sich 108 Puppen für das Einüben und Praktizieren des Kung Fus befanden. Wollte ein Mönch das Kloster verlassen, so musste er alle Übungen durchlaufen.
Kontakt & Anfragen:
Sitemap
Startseite
Kampfkunstschule Ajahn Lao
Lao Vongvilay
Claude-Lorrain-Str. 27
81543 München
Tel: 089-6243 9564
E-Mail: info@tiger-kungfu.de
© Kampfkunstschule Ajahn Lao